Tourismusbranche im Kabinettsplan ignoriert

VonVerband unabhängiger selbstständiger Reisebüros - Bundesverband e.V.

Tourismusbranche im Kabinettsplan ignoriert

 

Tourismusbranche erneut übergangen – Kabinettsplan zeigt fehlende Priorität der Politik

Berlin – Der Verband unabhängiger Selbstständiger Reisebüros (VUSR) übt scharfe Kritik an der aktuellen Kabinettszeitplanung der Bundesregierung. Nach Einsicht in die vorläufige Agenda wird deutlich: Touristische Themen spielen praktisch keine Rolle.

„Ich musste wirklich lange, lange, lange suchen, um überhaupt ein touristisches Thema zu finden. Das ist für mich der Beweis: Für diese Bundesregierung ist alles wichtiger als die Tourismusbranche“, sagte Marija Linnhoff, 1. Vorsitzende des VUSR.

Während zahlreiche Vorhaben zu Steuern, Justiz, Digitalisierung, Energie, Asylrecht und Verkehr im Fokus stehen, wird die größte dienstleistungsorientierte Wirtschaftsbranche Deutschlands vollständig übergangen – eine Branche mit über drei Millionen Beschäftigten und enormer regionaler Bedeutung.

Tourismus nur als Randnotiz – und ganz am Ende versteckt

Erst auf der allerletzten Seite des 12-seitigen Dokuments findet sich überhaupt ein tourismusnahes Thema: eine Änderung des Luftverkehrsgesetzes bzw. der Luftverkehrsteuer.

„Wer fängt denn beim Lesen eines Regierungsdokuments von hinten an?“, so Linnhoff. „Man muss wirklich lange suchen, um überhaupt etwas zu finden.“

Sie betonte: „Es ist richtig, dass man sich dieses Themas annimmt – aber jetzt muss man dranbleiben und den Druck aufrechterhalten, damit auch wirklich etwas passiert.“

  • Doch zentrale Themen fehlen komplett:
  • Wo ist der DRSF (Reisesicherungsfonds)?
  • Wo ist die Entlastung der Reisebüros und Veranstalter?
  • Wo ist der Bürokratieabbau in der Touristik?

Eigenes Branchenversagen: Selbsternannte Führung schweigt

„Es waren nicht die Politiker, die einen ‚heißen Herbst‘ angekündigt haben – es waren unsere eigenen Branchenvertreter“, erklärte Linnhoff. „Diejenigen, die sich als Führung der Touristik darstellen, haben großspurig versprochen: ‚Es wird ein heißer Herbst.‘“ „Aber geliefert haben sie nichts“, wiederholte Linnhoff.

„Diese selbsternannten Spitzen lassen die gesamte Branche im Stich, weil sie sich nicht trauen, die Politik offen zu kritisieren. Denn man kennt sich, man trifft sich abends wieder – und es ‚schickt sich nicht‘.“

Politik hört lieber auf andere Lobbyisten

„Gleichzeitig lässt sich die Politik in touristischen Fragen von Lobbyisten beeinflussen, die seit Jahren in den gleichen Netzwerken unterwegs sind“, sagte Linnhoff. „Ob diese Einflüsterungen wirklich im Interesse der Branche oder der Allgemeinheit sind, stelle ich massiv in Frage.“

Der VUSR betont: Diese Art der Einflussnahme blockiert notwendige Reformen und verhindert eine echte Vertretung der mittelständischen Tourismuswirtschaft.

Es gibt gute Politiker – aber auch solche, die nichts tun

„Ja, es gibt gute Politiker, die die Bedeutung der Touristik verstehen“, erklärte Linnhoff. „Aber es gibt eben auch jene, die ihre Arbeit nicht machen – und das geht nicht.“
Die Tourismusbranche werde ignoriert, vertröstet oder als Randthema behandelt, obwohl sie systemrelevant für Wirtschaft, Kultur, Mobilität und regionale Entwicklung sei.

Tourismus ist mehr als Urlaub – er ist gelebte Völkerverständigung und europäische Verantwortung

„Die Politik behandelt Tourismus, als ginge es nur um Reisen und Freizeit“, sagte Linnhoff. „Dabei ist gerade der Outgoing-Tourismus ein Motor für Völkerverständigung, kulturellen Austausch und Frieden.“

Touristik bedeutet:

  • Menschen miteinander verbinden
  • Vorurteile abbauen
  • Demokratische Werte exportieren
  • Entwicklungshilfe durch nachhaltige Wertschöpfung in Zielgebieten leisten
  • Europa zusammenhalten

„Das sind existenzielle europäische Themen“, betonte Linnhoff. „Auch die deutsche Bundesregierung sollte sich das endlich vor Augen führen – Tourismus ist kein Luxus, sondern ein Beitrag zu Stabilität, Verständigung und internationaler Partnerschaft.“

Der VUSR wird das nicht länger akzeptieren

„Wir werden laut, klar und unbequem“, betonte Linnhoff. „Die Politik wird die Tourismusbranche nicht weiter ignorieren können.“

Ohne Tourismus gibt es:

  • keine Erholung
  • keine Mobilität
  • keine kulturelle Teilhabe
  • keine wirtschaftliche Stabilität in vielen Regionen Deutschlands

Der VUSR fordert:

1.⁠ ⁠Tourismus als eigenständiges, strategisches Thema im Kabinett verankern.

2.⁠ ⁠Konkrete Entlastungen für Reisebüros und Veranstalter (u. a. DRSF, Bürokratieabbau).

3.⁠ ⁠Echte Beteiligung der Praxis statt symbolischer Gespräche.

4.⁠ ⁠Verbindliche Schritte bei Luftverkehrsteuer und Wettbewerbsfähigkeit.

5.⁠ ⁠Klare politische Zuständigkeiten mit Verantwortung und Konsequenz.

„Wir bleiben dran. Wir erhöhen den Druck. Wir geben nicht nach.“, sagte Linnhoff abschließend.

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