Reisebüros und FTI-Übernahme: „Kröte schlucken“ im Interesse der Branche

VonVerband unabhängiger selbstständiger Reisebüros - Bundesverband e.V.

Reisebüros und FTI-Übernahme: „Kröte schlucken“ im Interesse der Branche


Linnhoff: Situation bei FTI birgt hohe Risiken für Steuerzahler

Der Reisebüroverband VUSR hat eine mögliche Übernahme von FTI durch Rewe als „nicht schön, aber trotzdem zweckdienlich“ für die Tourismusbranche bewertet. Verbandschefin Linnhoff sieht in der gegenwärtigen Erholungsphase der Tourismuswirtschaft nach Corona und im Schatten eines Krieges in Europa mehr Vor- als Nachteile durch die mögliche Übernahme. So oder so gebe es ein finanzielles Risiko für den Steuerzahler. Um den Totalverlust der stillen Beteiligung des Bundes an FTI zu vermeiden und auch das Ausfallrisiko für Deutschen Reisesicherungsfonds zu minimieren, müsse man auch ernsthaft einen teilweisen Schuldenschnitt wenigstens prüfen.

Linnhoff sagte dazu: „Man muss eine Übernahme von FTI durch Rewe nicht feiern, aber in der jetzigen Situation würde es zur Stabilisierung der Reisebranche beitragen, die jahrelang unter Corona gelitten hat und jetzt unter dem Eindruck eines schrecklichen Krieges in unmittelbarer Nachbarschaft arbeiten muss. Jetzt wo die Buchungszahlen dennoch wieder auf das Niveau von 2019 oder darüber steigen, ist das Letzte, was die Branche braucht, eine Debatte über die Leistungsfähigkeit eines sehr großen Anbieters. Deshalb muss man diese Gespräche nicht großartig finden, aber die Kröte kann und sollte man im Interesse der ganzen Branche schlucken. Es wäre auch ein erster Schritt zur Wiederaufnahme der Konsolidierung der Branche, die durch Corona unterbrochen wurde, nur dass sie in einem Übernahmeszenario geordneter und planbarer vonstattengingen.“ FTI sei u.a. aufgrund seiner geringen Eigenkapitalquote von vielen schon vor Corona als Wackelkandidat betrachtet worden.

Die Verbandschefin sieht aber egal in welchem Szenario Risiken für den Steuerzahler. Dies müsse man offen und ehrlich kommunizieren und schauen, wie man dieses Risiko minimiert und gleichzeitig FTI und der Branche hilft. Linnhoff: „Rettet man FTI -warum auch immer- nicht, kostet das die Steuerzahler in Bayern und im Bund viel Geld, stille Einlagen aus der Krise wären unwiderruflich verloren. Bei einer Pleite müsste zudem dann der neue Kundengeldabsicherungsfonds einspringen. Da ist aber noch nicht genug Geld drin, also muss wieder der Steuerzahler ran, weil die Bundesregierung für den Fonds bürgt, bis genügend Geld drin ist. Ein Schuldenschnitt für FTI könnte den Steuerzahlern wenigstens einen Teil ersparen. Deshalb sollte man diesen wenigstens ernsthaft prüfen, auch wenn diese Option schwer vermittelbar sein sollte. Das müsste man schlicht rechnen.“

Kartellrechtliche Bedenken hält der VUSR hingegen für überschaubar. Vorbehaltlich einer genauen Prüfung durch die zuständigen Behörden, könne man bereits jetzt erkennen, dass bei einer Übernahme der FTI durch Rewe keine marktbeherrschende Stellung entstehe, so Linnhoff

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